Fremdelei

Dienstag, 29. September 2015

Was es bedeutet, die Heimat aus Gründen von Not, Leid und Elend verlassen zu müssen, das kann ich nicht ermessen. *Du kannst von dem, was du nicht fühlst, nicht reden*, meint Shakespeare. Wie es ist, sich fremd zu fühlen, da kann ich allerdings mitreden. Kennt doch vermutlich jeder. Und sich darüber gerade jetzt ein paar Gedanken zu machen, diesen Anstoß von Friederike von Landlebenblog zur Blogparade *Ich war fremd*, nehme ich sehr gerne auf. Weil beim Thema *fremd sein* irgendwie Widerstand in der Luft liegt. Sofort sehe ich das Baby vor Augen, dass von der Mama zur Tante gereicht werden soll und anfängt *zu fremdeln*.

Beginne ich mit dem Klassiker: auf Reisen. Eigentlich ein Privileg. Viele Winter waren wir als Touristen im Ausland unterwegs. Dabei ereignen sich quasi von allein Situationen, in denen ich mich fremd fühlte. Kuba wäre dafür mein Paradebeispiel-Land, wenn man *fremd* im Sinne von *nicht Willkommen* nimmt.

Man kann sich sogar in der eigenen Familie fremd fühlen. Ich hoffte immer auf Indizien dafür, dass ich womöglich eben jenes Kind bin, das vom Zigeunerwagen gefallen war. *Fremd* in diesem Fall wie *nicht dazu gehörig*.
Natürlich läge zum Thema mein Leben als Deutsche, die vor 10 Jahren nach Frankreich einwanderte, nahe. Dafür mag ich gerne zu Kathrin schicken, die die Reibungen zwischen deutscher und französischer Kultur so wunderbar eingefangen bekommt, dass es mir beim Lesen lächelnd zwischen den Zähnen knirscht (mehr dazu von ihr: hier). Durch meiner Muttersprache bin ich verwurzelt mit einem Land und einer Kultur. Eine Muttersprache verlernt man nicht. Egal wie lange ich woanders lebe, ganz werde ich mich von dieser Heimat nie lösen. Gleichzeitig fußen meine Wurzeln wie verpflanzt nun in neuer Erde.

Auch der immer größer werdene Kontrast zwischen Stadt und Land fällt mir von Mal zu mal mehr auf. Stadt als mir befremdlicher Lebensraum, *fremd* im Sinne von *unnatürlich* - ergäbe einen Roman.

Nimmt man *ich war fremd* sinngemäßg wie *ich bin anders* auf, könnte ich auch sehr gut etwas zu Paaren mit deutlichem Altersunterschied schreiben. Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Tatbestand ausreicht, um ordentlich anzuecken. Aber mittlerweile verstehe ich, dass ein solches Paar ganz alte, weibliche Wunden berührt: die Geschichte von einem Mann, der seine Frau gegen eine Jüngere eintauscht. Da wird ganz schnell pauschal geurteilt. Nicht wissend, dass der meine beispielsweise Witwer ist. Hinzu kommt, dass man sich als Mensch gerne einordnet in größere Zusammenhänge. Eine der Gruppen, denen man sich leicht zugehörig fühlt, ist die der gleichen Altersklasse. Ein Paar mit Altersunterschied verbindet aber unterschiedliche Generationen.
*Der ist nicht fremd, der teilzunehmen weiß* sagt Goethe. Und so lautet die Zeile eines französisches Trinkliedes *Il es des nôtres, il a bu son verre comme les autres* - *Er ist einer von uns, er hat sein Glas wie die anderen getrunken*. Womit wir bei einem Thema rausgekommen wären, mit dem ich außerdem gerne andere befremde: Ich trinke keinen Alkohol. Nie. Also seit zehn Jahren nicht mehr.

Das wäre soweit ja alles vertretbar, wenn ich anfügen könnte: *ich bin schwanger*, *ich faste gerade*, *ich vertrage Alkohol einfach nicht*, *ich nehme eben noch die Medikamente fertig* oder dergleichen. Aber nein, all das kann ich zu meiner *Verteidigung* nicht hervorbringen. Manchmal sage ich als Begründung lediglich lapidar: *Am Geschmack liegt es nicht*. Aber es war eine Entscheidung aus Vernunftsgründen: *Ich habe dem Rauschmittel Alkohol abgeschworen zugunsten meiner Achtsamkeit, meiner Wahrnehmung.* 

Naja, grundeigentlich hätte ich ohne den Habib wohl trotzdem nicht aufgehört. Das Ergebnis der homöopathischen Arzneimittelprüfung von Alkohol - die Verreibung von Alkohol, die zu Tage bringt, was das Wesen von Alkohol ausmacht - half mir, künftig zu verzichten. Das Wesen von Alkohol ist Illusion. Oder um Goethe wieder hervorzuholen:

*Bunte Bilder wenig Klarheit
viel Irrsinn und ein Fünkchen Wahrheit,
daraus ist der schönste Trank gebraut,
der alle Welt erquickt und auferbaut.*

Vielleicht veröffentliche ich bei Gelegenheit mal den ganzen, doch recht unbequemen Text zum Thema Alkohol, den ich deshalb schon seit 2 Jahren in der Warteschleife vor mir herschiebe. Ich weiß nur zu gut, dass die Lust, sich darüber Gedanken zu machen, bedeutend kleiner ist, als ein Gläschen Wein zu trinken..

Worauf ich heute rausmöchte, ist die Tatsache wie leicht man selbst in der sogenannten eigenen Kultur zum Zaungast mutieren kann. In meinem Fall durch den Verzicht auf Alkohol - etwas, das mich sehr oft ausgrenzt. Ich brauche die unzähligen Gelegenheiten gar nicht aufzählen, in denen Alkohol hierzulande irgendwie dazu gehört. Ein Apéro ohne Alk ist wie Pommes ohne Ketchup. Oder nehmt all die vielen schönen Momente, in denen es heißt: *Hoch die Tassen! So jung kommen wir nicht mehr zusammen! Gin-Gin, jetzt lassen wirs uns gut gehen! Heute habe ich einen ganz besonderen Tropfen für uns* - Momente, in denen ich das Wasserglas hochhalte und das Ritual störe....

Das ist für alle nicht schön. Weil schöner eben *teilnehmen* ist. Für alle Beteiligten. Niemand ist gerne ausgegrenzt. Dazugehören fühlt sich deutlich besser an.
*Einander kennenlernen, heißt lernen, wie fremd man einander ist.* sagt Christian Morgenstern. So ist's halt. Wir gleichen einander nicht wie einem Ei dem anderen. Gott sei Dank - wir würden ja vor Langeweile nach vorne über kippen, wenn es so wäre. 

Unterschiedlich sein, einander fremd sein, das müssen wir lernen auszuhalten. Ja, das ist oft anstrengend, kostet Energie, macht Reibung, befruchtet, regt an und auf - aber das ist der Boden der Freiheit, der uns ermöglicht, dass wir uns individuell entwickeln. Und ich will individuell sein. Und ich will andere individuell lassen. Deshalb sollte *fremdeln* und *befremden* gelebte Kultur von Menschen sein, die sich unter die Freigeister mischen wollen. 

Einigkeit trotz unterschiedlicher Haltungen. Eigentlich was ganz normales - überall dort, wo für Meinungs- und Religionsfreiheit Platz ist. *Freilassen* lautet das Credo. Da ist Luft für alle da.

Zimteis, Karamell-Zwetschgen mit Zwetschgenküchlein

Sonntag, 27. September 2015

Wenn es um das Dessert geht, trickse ich gerne nach dem gleichen Muster: ich kombiniere drei einfache Rezepte, was zusammen dann *komplex* aussieht. Also zumindest à la *sie hat sich Mühe gegeben*. Zierliche Zuckerbäckerei... ihr wißt es: dafür stehe ich nicht in der Küche.

Das also ist mein Ausklang für ein *Altweiber-Menu*: ein Eis mit frisch geriebenem Zimt, dazu die warmen Karamell-Zwetschgen, die ich so schätze (von der Mme Ziii, die jetzt Kochbuch-Autorin ist, ihr wißt es bestimmt bereits) nur hierfür mit Kardamom und nebenan ein kleines Gebäck wieder von Robert aufgegriffen ebenfall mit Zwetschgen - bei mir mit Muscovado-Zucker, daher die dunklere Farbe. Ein grundsolider Dreiklang, an dem nur waschechte Miesepeter etwas zu meckern hätten und die sowieso Gutgestimmten sich einen Hauch lieblicher schlecken.
Zubereitung:

Küchlein
80g Butter, weich
80g Zucker (m: Muscovado mit Vanille versetzt)
1 Ei (M)
1 TL Zitronenschale

1 TL Orangenschale
130g Mehl
1/4 Teelöffel Salz
1TL Backpulver
80 ml Vollmilch

6-7 Zwetschgen (je nach Größe)
Rohrzucker zum Bestreuen


Zubereitung:

Ofen auf 175°C U-/Oberhitze)vorheizen. Ein Muffinblech mit Papierförmchen auslegen (m: ich habe mit dem Teig 9 Stück gebacken/ Robert 12). Die Zwetschgen waschen, gut abtrocknen, entsteinen und vierteln (m: kleine, eigene Zwetschgen). 


Zucker mit der Butter in einer Rührschüssel mit Schneebesen cremig rühren. Ei und Zitrusschale unterarbeiten. Mehl mit Salz und Backpulver mischen. Abwechselnd in Portionen mit der Milch unter die Buttermischung rühren. Teig in die Muffinmulden füllen, je ca. 1 guten Esslöffel je Förmchen, glatt klopfen. Den Teig jeweils mit einer 3/4 Zwetschge belegen. Über jedes Törtchen einen halben Teelöffel Rohrzucker streuen.
 

 Törtchen 20-25 Minuten backen (m.: 25), bis sie goldbraun sind. 10 Minuten in der Form auskühlen lassen, dann vorsichtig auf ein Kuchengitter heben und erkalten lassen.

Zimt-Eis:

250ml Vollmilch
150ml Sahne 
2 TL Zimt, frisch gerieben
2 Eigelbe
60g Honig (m: Akazie)


Zubereitung:

Milch und Sahne mit dem Zimt aufkochen und 30min ziehen lassen. 

Eigelb und Honig cremig schlagen. Das Milch-Sahnegemisch absieben und nochmals aufkochen. 

Das kochende Gemisch in die Eigelb rühren und bei kleiner Hitze unter ständigem Rühren pochieren, bis die Masse leicht anzieht (zur Rose abziehen - d.h., rührt man mit einem Holzlöffel und pustet darauf, bildet diese Masse bei der ereichten Temperatur leichte Wellen ). Die heisse Masse durch ein feines Sieb passieren, zugedeckt 3 Stunden durchkühlen. Danach in der Eismaschine frieren. Über Nacht im Tiefkühler reifen lassen. Vor Gebrauch 10 Minuten in den Kühlschrank stellen. 

Karamell-Zwetschgen:
500g Zwetschgen 
60g Zucker 
1Pr Salz
1/4 TL Kardamom, gemahlen Zimtstange 
1 Msp Nelke, gemahlen  
einen Schuß Grand Manier

Zubereitung:

Die Zwetschgen halbieren und vierteln. Den Zucker in einem Topf karamellisieren lassen, dann die Zwetschgen und die Gewürze zufügen. Nicht davon irritieren lassen, dass der karamellisierte Zucker davon wieder fest wird, sondern warten bis die Zwetschgen zu saften beginnen und achten, dass diese nicht anhängen. Etwa 5min köcheln lassen, dann den Cognac dazufügen, unterrühren und etwas abkühlen lassen. Warm mit Eis und Küchlein servieren.
Quelle: Küchlein von Robert aka Lamiacucina, Karamell-Zwetschgen von Susanne aka Mme Ziii

offene Fragen: Thymian-Shortbread mit Mandeln

Freitag, 25. September 2015

Im bilderbuchigen Altweibersommer macht sich der Herbst mit den ersten bunten Blättern bemerkbar. Gesammelte Pilze nach einer Waldstreunerei warten auf ihre Zubereitung, Laster kreuzen unsere Wege täglich beladen mit den großen, quadratischen Kisten voller Trauben von der Weinlese. Mittags im T-Shirt, abends mit Socken - kein Zweifel: wir befinden uns im Überang zu einer anderen Jahreszeit.

Ich fange an, den Sommer rückblickend zu beschauen. Wir hatten dieses Jahr wirklich eine schöne Saison mit sehr vielen besonders freundlichen Gästen (wer sich angesprochen fühlt: ja, genau euch meine ich  ;). Viele Begegnungen, viele Gespräche, viele Momente, die bleiben. Ein schöner Sommer. Und viel Gelegenheit für mich, Kleinigkeiten zu reichen, die beim Reden nicht stören.

"Shortbread ist ein krümeliges, buttriges Gebäck, das einen vielleicht für den Moment vergessen lässt, dass man auf die entscheidenden Fragen im Leben keine Antwort bekommt", sagt Elisabeth Raether. Dieses Zitat übernehme ich von Dagmar ebenso wie die gute Idee zum Nachbacken der kleinen, salzigen Sablées zum Apéro. Wobei ich es sehr wichtig, ja regelrecht essentiell finde, mit Fragen zu leben, Fragen zu stellen und Fragen für sich zu formulieren. Das ist Teil der Suche und meist ist die richtige Frage schon die halbe Antwort. Natürlich bleibt ein ungelöster Rest. Und zu dem meint der wunderbare Rilke:

... und ich möchte Sie, so gut ich es kann,
bitten Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in
Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst
liebzuhaben wie verschlossene Stuben und wie 
Bücher, die in einer fremden Sprache geschrieben
sind. Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten,
die Ihnen nicht gegeben werden können, weil Sie sie 
nicht leben könnten. Und es handelt sich darum,
alles zu leben. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht
leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken,
eines fernen Tages in die Antwort hinein.

Zutaten:

60 g Mandeln
100 g kalte Butter
40 g Parmesan
1 EL Thymian
125 g Mehl (m: Dinkel 630)
1 Prise Salz
1 TL Honig
fleur de sel (oder grobes Meersalz)

Zubereitung:
 
Die Mandeln in einer Pfanne leicht rösten und grob hacken. Mehl, Parmesan, Thymian, kalte Butter in kleinen Stücken, Salz und Honig und die abgekühlten Mandeln miteinander möglichst rasch zu einem Teig verarbeiten, dabei nur so lange kneten wie notwendig. (m: den Teig eine 1/2 Stunde in Folie eingewickelt im Kühlschrank ruhen lassen).

Den Teig auf einem bemehlten Backpapier ca. 0,5 cm dick ausrollen, mit etwas Meersalz bestreuen und in Rauten schneiden. Die Rauten etwas auseinander ziehen, damit sie nicht aneinander kleben. Wer mag, der sucht sich eine filigranere Form... das Backpapier auf ein Backblech ziehen und ca. 20 min bei 150° Umluft backen bis die Rauten schön gebräunt und knusprig sind.

Wunderfitzig: Zucchini-Falafel

Mittwoch, 23. September 2015

Kein Dorf ohne mindestens einen spitzeligen Blockwart. Die einen stehen auf dem Schemel heimlich hinterm Vorhang, andere wie unsere Nachbarin machen sich erst gar nicht die Mühe der Vertuschung und verlassen die *Observations-Bank* vor dem Haus nur unter Zwang. Keine Maus huscht an ihr unbemerkt vorbei. Das brachte ihr den Spitznamen *Zerberus* ein. Auf dem Land nichts inkognito tun zu können, trieb schon so manchen in die Anonymität der Stadt.

Meine wunderfitzige Neigung beschränkt sich auf die Gärten anderer. An ihnen komme ich nicht vorbei, ohne einen tiefen, umherschweifenden Blick hinein zu werfen. Was gedeiht hier besonders prächtig? Was wächst unter dieser Obhut besonders gut? Lieblingsblumen? Unkraut? Alte Bäume? Ein Strauch, der so lange wie das Haus an dieser Stelle steht? Wie ist der Garten angelegt? Was strahlt er aus?  Ich liebe Gärten. Nicht nur unseren, sondern auch alle anderen. Während die einen im Kaffeesatz lesen, wühle ich mit meiner Neugier lieber in fremden Gärten.

Unter meinen beobachten Nachbargärten mit tollem Gemüsegarten habe ich gesehen, dass die Zucchini-Pflanzen dort bereits abgeräumt sind. Unsere hingegegen schaffen noch eine gute Runde bis zur Zielgeraden. Vier bis fünf Zucchini werde ich noch locker eingesammelt bekommen bevor ich wieder auf Kürbis umsteige.

Diese Zucchini-Falafel, die ich mir bei Susanne mitgenommen habe, kann man als Allzweckwaffe einsetzen: Apéro, Fingerfood, Buffet, Picknick oder klassisch wie Falafel üblich im Fladenbrot. Ein Rezept, das in meinem (hypothetischen) *Ausversehen vegan-Kochbuch* auf jeden Fall einen Platz bekäme. Dafür tauscht man lediglich Milch gegen Mandelmilch. Fettgebackenes schmeckt doch meistens...
Zutaten - ca. 30 Stück
 
4 EL Olivenöl
1 Zwiebel, fein gewürfelt
2 Knoblauchzehen, fein gehackt
2 TL Kreuzkümmel, gemahlen
1/4 TL Piment, gemahlen
1/4 TL Koriander, gemahlen
1/4 TL Ras el Hanout
Cayenne
2 EL Petersilie, fein gehackt
220 ml Milch (bzw. Mandelmilch)
100 gr. Kichererbsenmehl
Salz, Pfeffer aus der Mühle
3-4 kleinen Zucchini (m:geraspelt + ausgepresst 320g)
3 EL Kichererbsen gekocht + grob gehackt*
3 EL Zitronensaft
neutrales Öl zum Fritieren
 Zubereitung:

1 EL Olivenöl in einer Pfanne erhitzen. Die Zwiebel glasig dünsten. Kurz vor Ende Knoblauch Kreuzkümmel, Koriander, Ras el Hanout und Piment mitrösten. Beiseite stellen und abkühlen lassen. 

In einem mittelgroßen Topf die Milch zum Kochen bringen, dann das Kichererbsenmehl (m: vorher gespiebt) nach und nach einrühren, dabei ständig rühren, damit sich keine Klümpchen bilden. Das restliche Olivenöl einrühren und alles salzen und pfeffern. Unter ständigem Rühren ca. 8 min auf kleiner Flamme köcheln lassen. Die Masse wird sich dann vom Topfboden lösen und einen Klumpen bilden (m: ging bei mir schneller). Den Teig dann abkühlen lassen.

In der Zwischenzeit die Zucchini vom Kerngehäuse befreien und fein reiben. Alle Flüssigkeit gut ausdrücken. Zwiebel, Zucchini, Kichererbsen-Teig, Kichererbsen und Zitronensaft zu einem Teig verkneten und alles mit Salz und Pfeffer kräftig würzen. Aus dem Teig kleine Bällchen formen, diese auf ein mit Frischhaltefolie belegtes Backblech geben und einige Stunden im Kühlschrank ruhen lassen (m: 4 Stunden, besser länger, bspw. über Nacht). In dieser Zeit gewinnt die doch recht weiche Masse an Festigkeit.

Zum Fritieren das Öl in einem weiten Topf erhitzen. Es sollte so viel Öl sein, dass die Falafel darin schwimmen können. Falafel portionsweise in ca. 3-4 min goldbraun fritieren.  Nach dem Herausheben auf Küchenpapier abtropfen lassen.

*Anmerkung m: Ich habe immer selbst gekochte Kichererbsen in der Tiefkühltruhe. Man kann natürlich auch abgetropfte aus der Dose verwenden.

Ehrliche Bewunderung: Kichererbsen-Pasta mit Ratatouille und Citronelle

Montag, 21. September 2015

Zu den Eigenarten, mit denen ich seit jungen Jahren lebe, gehört das klebrige Gedächtnis für Sätze, die mir einleuchten. Wie viele meiner Generation hat das Fernsehen keinen unerheblichen Teil an meiner Konditionierung. Zwar arbeitete meine Mam als Hausfrau daheim, nur bedeutet potentiell mehr Zeit für die eigenen Kinder zu haben nicht gleichzeitig mehr Bock, die zu bespaßen. Zur Ehrenrettung meiner Aufzucht führe ich das Landleben auf und das viele Spielen draußen.

Nun, eine der Sendungen, die ich sehr mochte, war *Anne of Green Gables*. Die temperamentvolle, quasselnde, spitznasige Anne bestach durch ihre impulsive Art, feurig wie ihre Haare und ihre Nachdenklichkeit, gemischt mit Selbstzweifeln und Träumereien. Die Fernsehserie geht zurück auf das im englischsprachigen Raum sehr bekannte und gleichnamige Kinderbuch der  Kanadierin Lucy Maud Montgomery (Erstausgabe 1908). Das Lieblingsbuch übrigens von Astrid Lindgren, weshalb Pippi Langstrumpf von der ebenfalls rothaarigen Anne inspiriert ist.

Von Anne stammen solche zauberhaften Sätze wie - auf ein Kompliment: *Irgendwie fällt es mir leichter etwas zu glauben, wenn jemand etwas negatives zu mir sagt.* Und ein anderer meiner Anne-Sätze ist: *Nachahmung ist die ehrlichste Form der Bewunderung.* Womit ich rausgekommen wäre, wo ich hinwollte: bei Robert. Die meisten werden es schon am Titel bemerkt haben. *Citronelle* heißt bei mir nämlich sonst *Verveine* (unlogischerweise getackt unter *Verbene*). Aber da ich mich von Roberts Rezept anstiften ließ - nacheifernd - bleibe ich natürlich beim gleichen Namen. Was eine gute Idee, die Sauce zum ofengeschmurgelten Gemüse extra zuzubereiten! Und mit Verveine kann man ja sowieso nix falsch machen.

Zuletzt platzt es mir - ganz Anne-typisch-vorlaut -  einfach raus, aber ist es euch auch aufgefallen??? Ich bin ganz aus dem Häuschen als langjährige Bewunderin und freue mich mit und vor!
Zutaten:

Pasta
80g Mehl
30g Hartweizen
40g Kichererbsenmehl
1 Ei
2 Eigelb
1Pr Salz
1 EL Öl

Ratatouille
1 Aubergine
Salz
1 Zucchino
1 Paprika, rot
1 TL  Zitronenthymian, gehackte Blättchen
2-3 EL Olivenöl 
etwas Zitronenabrieb
ca. 20 Blätter Basilikum, gehackt (m: weniger)
etwa 20 Blätter Citronelle, gehackt (m: mehr)

Sauce
1 rote Zwiebel, geschält, gewürfelt
2 Knoblauchzehen, geschält
 5 Eiertomaten, gehäutet
1 Pr Zucker 1/2 TL Gemüsebrühe-Pulver
1/2 TL Paprika-Pulver
1Msp Pimenton de la vera
Piment d'Espelette
Zitronenöl

Zubereitung:

Aus den Zutaten für die Pasta einen homogenen Teig kneten, der weder zu fest noch zu weich ist (gegebenenfalls noch etwas Mehl oder Wasser unterkneten). In Folie wickeln und mindestens 1 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen. Mit Hilfe einer Pastamaschien den Teig auswellen und zu Tagliatelle schneiden. Auf ein leicht bemehltes Geschirrtuch auslegen.

Für das Gemüse die Aubergine in 1,5 cm grosse Würfel schneiden. Zucchino entkernen, würfeln. Zusammen mit 1 EL Salz mischen und 30 Minuten stehen lassen. (m: da sehr frisches Gemüse diesen Schritt übersprungen).

Die Paprika häuten mit dem Sparschäler und in feine Streifen schneiden.

Aubergine und Zucchiniwürfel leicht ausdrücken und auf Küchenpapier etwas abtropfen lassen. Zusammen mit der Paprika auf ein mit Backpapier belegtes Blech ausbreiten - Zitronenthymian, Öl und Zitronenschale zugeben und gut vermischen.  Das Gemüse ca. 15 Minuten vor dem Anrichten im vorgeheizten Ofen (Umluft 210°C) backen. 

Für die Sauce die Zwiebelwürfel in etwas Olivenöl glasig dünsten. Kurz vor Ende den gehackten Knoblauch zufügen und ebenfalls mitbraten. Die in Würfel geschnittenen Tomaten zufügen, ebenso die Gewürze. Auf kleiner Flamme in ca 25min sämig einköcheln lassen.

Reichlich Salzwasser zum Kochen bringen. Die Pasta darin al dente kochen. Zum Servieren das Ofengemüse mit der Sauce mischen. Nochmals abschmecken. Die Pasta unterheben und die feingeschnittenen frischen Kräuter Basilikum und Verveine untermischen. Mit etwas Zitronenöl beträufeln.

Wenn die See rau ist: Erdäpfelgulasch

Samstag, 19. September 2015

Wenn das Leben solche Wellen schlägt, dann ist man froh, wenn alles andere drumherum so wenig kapriziös wie möglich ist. Natürlich kann ich mir nicht vorstellen, wie schwer Roger die Krebstherapie zusetzt. Aus Miterleben in der Verwandtschaft ahne ich allerdings, dass ich nicht voraussetzen kann, dass dem Roger gerade appetitlich zumute ist. Wenn nicht, dann laufen wir eben ein wenig durch den Garten...

Idealerweise (für ihn und mich) stelle ich mir den Roger natürlich dennoch in bestmöglicher Verfassung vor. Schließlich - also wenn ich ihn schon rein illusorisch am Tisch sitzen hätte - dann gäbe es die ein oder andere neugierige Frage. Interessieren würde mich etwa, wie Roger reist. Also auch in welcher Budget-Klasse. Dass öffnet schließlich schnell unterschiedliche Welten. So kenne ich Upper-Class-Reisende, die während eines 2wöchigen Indienaufenthalts nicht eine Karkalake gesehen haben. Unter Backpackern wäre das ein Schenkelklopfer.

Dann würde ich gerne nachhaken, was jemand, der so klar zu denken vermag wie Roger, am Rausch so anziehend findet (Roger spricht sich immer wieder fürs Kiffen aus). Oder mir von ihm definieren lassen, wann Sprache Hilfsmittel der Erkenntnis ist und wo sich das abgabelt zur Illusion. Und wie er das genau meint, dass Gott sein Vorbild ist. Und...

Dabei soll das Essen möglichst behaglich stimmen. Mit diesem Erdäpfelgulasch, der an das Rezept aus *Deutschland vegetarisch* angelegt ist, werde ich auf jeden Fall nicht vom Gespräch ablenken, sondern einfach einen warmen, gefüllten Bauch schenken mit einem Geschmack der irgendwie an *einst* erinnert. Eine Art Oma-Essen im besten Sinne - das unauffällig tröstet.
Zutaten:

500g festkochende Kartoffeln (m: Charlottes)
500g Zwiebeln
3 Knoblauchzehen
5 EL Pflanzenöl
1/2 TL Kümmel, gehackt
1/2 TL Majoran, getrocknet
1 TL Tomatenmark
2 TL Paprikapulver, edelsüß
1 Spritzer Weißweinessig
(m: eine kleine Paprika
etwas Harissa)
Crème Fraîche

Zubereitung:

Die Kartoffeln schälen und in gleichgroße, mundgerechte Stücke schneiden. Die Zwiebeln fein würfeln, den Knoblauch fein hacken.

Die Zwiebeln in dem Öl auf kleiner Flamme mit Geduld hellbraun rösten. (m: nun die geschälte und klein geschnittene Paprika zufügen). Am Schluß Majoran, Knoblauch und Kümmel kurz mitbraten. Paprikapulver und Tomatenmark zufügen und ebenfalls kurz mitanschwitzen. Salzen und pfeffern.

Etwas Wasser anschütten und 10min köcheln lassen. Nun die Kartoffeln in den Topf geben und knapp mit Wasser bedecken (m: Ofentomaten zugegeben). Deckel auflegen und in ca. 30min weich garen - je nach Größe der Kartoffeln auch etwas länger. Die Kartoffeln sollten weich sein, aber noch Biss haben. Durch sie bekommt der Gulasch eine schöne Bindung. Gegebenenfalls noch etwas Wasser zufügen für das richtige Mischungsverhältnis. Mit etwas Essig abschmecken.

Mit Crème Fraîche (m: und etwas Petersilie) servieren.

Zu Tisch mit #2 .... RW

Freitag, 18. September 2015


Laß' ich es unverschnörkelt raus, wie es ist: der Roger Willemsen ist kein Mann, um den man sich auf dem Land reißen würde. Ich bezweifle doch stark, dass man den Roger auch nur hinstellen kann, um ein Ikea-Regal aufzubauen. Zwei linke Hände bringen dich hier leicht auf die Reservebank. Aber läuft es nicht generell derart, dass eine meisterliche Könnerschaft mit einem daraus resultierenden Defizit einher geht. Plattestes Beispiel: zu viele Kopfbälle steigern nicht die Rhetorik. Letzters wiederum darf man mit Fug und Recht genau Roger Willemsens Element bezeichnen.

Und zwar auffallend: kein normaler Mensch redet auf der Straße so. So hochgestochen, überkandidelt, mit einer solchen Fremdwörterdichte und derart verschachtelten Sätzen. Das geht schon Richtung intellektuell verschroben.  Fast meint man, einen Dünkel (*Bildungsschicht*) raushören zu können - was bestimmt auf den ein oder anderen abschreckend wirken mag. Doch eben diese überstrukturierte Sprache, dieser überborstende Wortfundus macht es für mich spannend, zu sehen ob ich ihm folgen kann. Ihm, den anerkannten Schnelldenker und Schnellredner, der das Reisen liebt und versucht, als Freigeist zu leben. Roger Willemsen - der mentale Expander für zuhause.

Sein letztes Buch *Das hohe Haus* fasziniert mich - die Idee, das Parlament unter die Beobachtung eines mündigen Bürgers zu stellen, hat was.  Hier wird Roger sehr unterhaltend dazu befragt. Jedes Land bräuchte jedes Jahr einen derartigen Den-Volksvertretern-auf-die-Finger-Gucker!

Roger Willemsen  gebraucht seine Wortgewalt, um sich laut und stark zu machen für Positionen, die mir sehr gut gefallen. Beispiele. Auf schlichte Fragen wie: *Sind Sie Parzifist?* antwortet Roger Willemsen mit einem ebenso schlichten *Ja*. Mit einfachem Punkt dahinter. Die Vorraussetzung für Mut ist, sich notfalls auch selbst zu schaden. Das braucht es wohl, wenn man für eine Sache einstehen, Haltungen annehmen will, dann, wenn es richtig ungemütlich wird. *Sätze, für die man durchs Feuer geht*, weil man meint, was man sagt.  Und überhaupt kann Lau-Sein keine Lösung sein..

 *Wir haben eine weitgehend scheiß-liberale Beurteilung dessen, was ein Standpunkt ist. Wir haben eine Meinungsfreiheit, die meistens für die Dinge in Anspruch genommen wird, für die man keine Meinungsfreiheit braucht, sondern ein starkes Drängen in die Konsensmitte.* (hier entnommen)

Sehrsehr empfehlenswert für alle, die auf irgendeine Art öffentlich schreiben oder denken: Roger zur Kunst des Streitens in der Mediengesellschaft. Oder um sich einfach überhaupt zum Mitdenken inspirieren zu lassen - Roger zeigt sich hier als flammender Redner (die Sprachbilder! *Lauge der Belanglosigkeit*). Was wohl sonst rauft eine Demokratie, die viele unterschiedliche Interressen vereinen soll, zusammen, wenn nicht die Fähigkeit zur ernsthaften Auseinandersetzung!

Kurioserweise scheint es mir manchmal, als nutze Roger seine Sprache in gleichem Maß, um die Menschen von sich fern zu halten wie um Brücken zu ihnen zu schlagen.

Nun ist Roger an Krebs erkrankt. Mit einem gemeinsamen Essen würde ich ihn gerne ablenken wollen. Weshalb er heute als zweiter Gast in meiner neuen Ruprik *Zu Tisch mit... * eingeladen ist. Herzlich. Zu diesem Zweck bekommt er von mir gewöhnliche Hausmannskost serviert. Herr Willemsen kann - wie auch mit zwei linken Händen - überhaupt nicht kochen. Und in die gehobenere Gastronomie wird er sich schon ohne mich aussführen - da habe ich keine Sorge. Gute Besserung, lieber Roger Willemsen! 

Was ich ihm denn auf den Tisch stellen würde - hypothetisch - dazu dann morgen...

*Anmerkung m: Bei meinen Roger-Links handelt es sich um ausgewählte Filme. Immer gut, wenn man sich ein bewegtes Bild machen kann.

Grundgerüst, Klappe die 12te: Beerentarte mit Mandeln

Dienstag, 15. September 2015

Es passiert mir hier auf dem Dorft nicht selten, dass ich in eine Küche laufe, in der eine Tarte steht. Bekanntermaßen sind die Fränzis nicht die größten Frühstücker. Wenn, dann allerdings gerne süß und durchaus in Begleitung von Marmelade.

Ist das Obst auf einen Schlag reif, dann kann man so süßschnäbelig und confitürenverrückt sein wie man will: Marmelade für Fußball-Mannschaften zu kochen, macht einfach keinen Sinn. Also verwertet man das Gartenangebot direkt mittels einer Tarte. Wie ihr vermutlich längst festgestellt habt (s. Fundus), gehören die ländlichen, französischen Tartes alle der gleichen Familie an - sie ähneln sich und bleiben Spiel innerhalb der gleichen Gruppe Kuchen.

Diese hier ist auch nichts anderes als ein weiteres Grundgerüst, in dem ihr die Beeren austauschen könnt. Mit Brombeeren wird diese Tarte genauso schmecken.
Zutaten (Tarteform 28cm):

220g Mehl
50g Puderzucker
110g Butter
1 Pr Salz
2 Msp Kardamom
Abrieb einer 1/2 Orange
etwas kaltes Wasser

400g Beeren (m: Johannis- und Jostabeeren)*
100g gemahlene Mandeln
100g Vollrohrzucker (Muscovado)
70g Butter, weich
2 Eier
2 EL Cassis
2 EL Mandelblättchen zum Darüberstreuen

Zubereitung:

Zutaten für den Tarteteig zu einem homogenen Teig verkneten - dafür auch etwas Wasser zufügen und mindestens 1 Stunde kalt stellen.

Ofen auf 190° (Umluft) vorheizen. 
Butter, Vollrohrzucker und Eier miteinander vermengen und daraus einen glatten Teig rühren. Die gemahlenen Mandeln unterrühren, ebenso den Cassis. Die vorbereiteten Beeren unterheben.
Die Tarteform buttern. Den Tarteboden größer als die Form auswellen (ca. 32cm Durchmesser) und die Form damit auslegen. Den Boden mehrfach mit einer Gabel ausstechen.

Die Füllung auf dem Boden verteilen. Die Tarteränder nach innen klappen und die Füllung mit den Mandelblättchen verteilen.

Die Tarte 25min bei 190° backen, dann weitere 20min runterschalten bei 180°.

*Anmerkung m: Tauscht ihr das Obst aus, dann könnt ihr euch ebenfalls für einen anderen Brand entscheiden (Grand Manier, Kirsch...). Sollte die Frucht zu lieblich sein, würde ich noch etwas Zitronensaft unter die Füllung mischen. Je nach Laune könnt ihr die Gewürze austauschen: Tonkabohne zu den Mandeln? Zitronenabrieb in den Boden? Vielleicht etwas Thymian oder Rosmarin mit in den Füllung? Bitte an Phantasie weitergeben: freie Fahrt!

purpurrotes Schlecksel

Sonntag, 13. September 2015

Schlecksel - ist das nicht ein wunderschönes Wort? - bezeichnet im Badischen allgemein Marmelade. Für mich aber steht es vorneweg für die Brombeermarmelade meiner Oma verwoben mit einem Gespinst an Oma-Erinnerungen. Wie alle Kinder brannte ich für Geschichten aus der Vergangenheit. Sie konnten nicht ausführlich und lang genug sein. Besonders toll fand ich es mit irgendeinem Album voller Schwarz-Weiß-Bilder, Gesichter zu Erlebnissen werden zu lassen. Und wer ist das? Oder die? Dabei konnte die Oma richtig ins Fahrwasser der Plapperei geraten, vom Stöckchen ins Zweigchen... à la *die Schwägerin der Bruders des Onkels mütterlicherseits*. Oder eben aus einer anderen Zeit, einer anderen Bewertung und damit einer völlig anderen Perspektive erzählen.

In der Mediävistik habe ich gelernt, dass in der mittelalterlichen Gesellschaft - also eine Gesellschaft, die sich erst auf dem Weg zur Verschriftlichung befand -  das mündliche Weitergeben von Wissen eine noch weit größere Rolle spielte als heute. Es heißt, dass damals das Gedächtnis einer Familie nicht weiter reichte als zwei Generationen zurück - quasi bis zu den Urgroßeltern. Es wäre also ein gutes persönliches Up-Date, bei sich zu überprüfen, wie weit die Reichweite heute ist. Name wenigststens eines Urgroßvaters oder einer Urgroßmutter? Vermutlich wird sowas mit dem Patchwort-Gedöns nicht einfacher. Und haben die Kinder ebenso noch das Interesse an der Kindheit ihrer Großeltern?
Dieses Jahr gibt es so pralle und süße Brombeeren wie selten. Auch die Feigenbäume biegen sich unter ihrer Last. Das wiederum brachte mir nun meine Zeit auf dem Land bei: Jedes Jahr hat (beispielsweise) unterschiedliches Obst seine Saison. Doch wie diese ausfällt ist grundverschieden - die mageren Jahre kommen häufiger vor, als ich dachte. So reichlich Brombeeren habe ich lange nicht mehr gesehen. Obwohl unser Verzehr von Marmelade minimal ist, kann ich ein solches Angebot unmöglich sausen lassen.

Zubereitet habe ich schlichtes Oma-Brombeer-Schlecksel - Marmelade mag ich ja zuallermeist pur und ohne jeden Firlefanz am liebsten. Und um diese Tradition zu brechen und Gewohnheiten aufzulockern, kochte ich noch eine weitere Marmelade, die mir so gut gefällt, dass ich mir das Rezept bewahren möchte. Wie ein Gruß in die arabische Welt im samtigen Purpurdunkelrot eines Theatervorhangs...
Zutaten 4 Gläser:

250g Brombeeren
250g Feigen
250g Zwetschgen
2 Lorbeerblätter
1 gute Msp Piment
1 TL Rosenwasser
2-3 EL Cassis (eigener - nach Petras Rezept)

Zubereitung:

Zwetschgen entsteinen und klein schneiden. Feigen - je nach Sorte und Wunsch - schälen und ebenfalls klein schneiden. Zusammen mit dem Zucker und den Lorbeerblättern auf heißer Flamme zum Kochen bringen. Etwa 5min weiter köcheln lassen - dabei stetig rühren. Mit Piment würzen. Die Lorbeerblätter entfernen. Kurz vor Ende den Cassis unterrühren.

In die vorbereiteten, sterilisierten Gläser füllen und 2min auf den Kopf drehen. Voilà.

Anmerkung m: Ich bin großer Fan dieses Gelier-Zuckers, den ich im Prinzip für alle Marmeladen verwende, die einen Gelierzucker vorsehen. Es ist ein Gelierzucker aus Rohrzucker, er ist 100% pflanzlich (ja, dabei darf man ruhig mal genauer hinschauen, ob pflanzlich oder nicht), ergeliert sehr gut und  ich benötige auf 1,2kg Frucht laut Edikett 1kg Zucker (funktioniert aber ebenso mit weniger Zucker).

verpackte Reste - Gemüsestrudel mit Dipp

Freitag, 11. September 2015

Zu den Gerichten, die ich in der letzten Zeit mehrfach zubereitet habe, gehört dieser Gemüsestrudel. Er ist variabel, man kann darin Gemüsereste verstecken, er schmeckt sehr gut (Grundidee von Schuhbeck), er ist vegan und ich wollte die Stolpersteine für euch ausräumen.

Denn eigentlich ist so ein Strudel strunzpiep einfach. Ein Gericht ohne jede Pillepalle - wieso ich ihn ja auch so mag. Aber: ich bin schon ins Straucheln gekommen - daher die Fürsorge. Und nee, das Ausziehen des Teiges geht ebenfalls ganz simpel und schnell von statten, WENN die Teigkonsistenz stimmt. Dort liegt der Hund begraben. Mal ist mir der Teig etwas zu fest, mal etwas zu dünn geraten - tja, und schon wirds murgsig. Während man das Wasser zum Teig gibt, darf man sich also konzentrieren. Und nicht wie ich schon wieder mit Gedanken bei den nächsten Schritten sein. Klebt der Teig nicht mehr und ist dennoch schön elastisch - dann läufts...

Als Dipp paßt ein Auberingen-Hummus ebenso gut wie mit Rote Bete oder mein Gemüseconfit. Ein Hummus mit Orange und Safran ginge natürlich auch...
Zubereitung:

Strudelteig:
100g Dinkelmehl 630
50g Dinkel-Vollkornmehl, fein gemahlen
95-100ml Wasser
2 EL Pflanzenöl
1 EL Essig (*Edit s. Kommentare)
Salz

Füllung:
2 Frühlingszwiebeln 
1 Karotte
1 Paprika (rot/ gelb)
1 Stangensellerie
2 Knoblauchzehen
einige Röschen Brokkoli*
1 TL Zucker
1 EL Petersilie, fein geschnitten
1 TL Ingwer, fein gewürfelt
1/2 TL Zitronenschalen-Abrieb
Chilipulver (oder Harissa)
Salz, Pfeffer
1 EL Sherry
2 EL Gemüsebrühe
Sonnenblumenöl

Zubereitung:

Die Zutaten für den Teig vermengen und gründlich - ca. 10min zu einem homogenen Teig verkneten, der schön elastisch ist und nicht mehr klebt (demenstrechend entweder noch etwas Wasser oder Mehl an den Teig geben). Mit Öl bepinseln, in Folie wicklen und 2 Stunden im Kühlschrank ruhen lassen.

Für die Füllung das Gemüse putzen und schälen. Die Paprika mit dem Sparschäler von der Haut befreien (der besseren Verdaulichkeit zuliebe). Paprika, Karotte und Sellerie zu Julienne schneiden (stiften). Frühlingszwiebeln in feine Ringe schneiden, Knoblauch fein würfeln, Brokkoli in Röschen teilen.

Den Puderzucker in einer Pfanne karamellisieren lassen. Das Gemüse zufügen und etwas andünsten. Mit Sherry und Brühe ablöschen. Ingwer, Petersilie und Zitronenschale sowie Chili zufügen. Den Deckel 2min auflegen und kurz gar ziehen lassen. Nochmals mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Auf einer bemehlten Arbeitsfläche den Strudelteig flach wellen. Dann auf einem sauberen Küchentuch mit Hilfe des Handrückens so dünn wie möglich ziehen (Stichwort: Zeitung darunter lesbar). Die Ränder abschneiden. Dünn mit Öl bestreichen. Von der Länge nach die Hälfte bis zwei Drittel des Strudelteigs mit der Spinat-Käse-Masse bestreichen und die Kartoffelwürfel darüber streuen. Die Ränder rechts und links nach innen klappen.

Mit Hilfe des Küchentuchs den Strudel rollen, dabei das Tuch immer nachfassen, damit der Strudel schön eng gerollt ist.

Auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech setzen. Mit Öl bestreichen und 20-25min auf der mittleren Schiene goldbraun backen. Mit einem Dipp der Wahl servieren (Schuhbeck nimmt eine Thunfischsauce).

*Anmerkung m: Anstelle von Brokoli verwende ich auch gerne Kohlrabi, Weiß- oder Chinakohl. Sojasprossen kann man ebenfalls in die Füllung geben.
Inspiration: Alfons Schuhbeck

durchgekitzelt: Zucchini-Risotto 3 x 2

Mittwoch, 9. September 2015

Um als Resto ein Zucchini-Risotto auf die Karte zu setzen, benötigt es Mut. Bei der Kombi von Reis und Zucchini klappen den meisten die Augenlider vollautomatisch nach unten. Langweile - ganz knapp vorm Wegdösen. Vorurteile sterben ganz langsam und man kann sich nie ganz sicher sein, dass sie wirklich tot sind (Jules Romains).

Abneigung gegen Zucchini begegnet mir bei unseren Feriengästen nämlich gar nicht mal selten. Und traurig schüttle ich dann den Kopf bei all der schlechten Erfahrung, die mit Zucchini in der Vergangenheit gemacht wurde. Und der armen Zucchini untergeschoben werden. Dabei ist Zucchini neutraler als die Schweiz. Die beißt nicht, die macht nichts, die will noch nicht einmal spielen. Zucchini ist die ruhige Stehlampe in der Ecke. Wenn man sie in die Ecke stellt. Womit ich eigentlich sagen will: es kommt auf die Inszenierung an -  am bedürftigen Zucchini liegt es nicht. Nie. Die ist nämlich eine ganz Liebe.

Und besonders teuer ist mir das Rezept von Robert. Selbst der verwachsensten Quasimodo-Keule kitzelt man so die lieblichsten Töne heraus, einen herrlich karamelligen (!!) Geschmack, sowie eine Konsistenz fernab jeder Wässrigkeit. Hier macht eben diese süßliche Ofenzucchini den Clou der Geschichte. Zwei Mal unterschiedlich verarbeitete Zucchini, drei unterschiedliche Gewürze und das Ergebnis würde nicht nur Jamie Oliver *the best Courgette-Risotto EVER* bezeichnen. Ich auch. Spätestens jetzt dürft ihr wieder mit den Augen blinzeln. Ich bin völlig überzeugt, euch zu überzeugen... Und wehe, ihr nennt mir Zucchini noch einmal langweilig!
Zutaten:

1 große Zucchini (750g)
140g Risottoreis
1 Schalotte
2 Knoblauchzehen, fein gewürfelt
Weißwein (m: Rosé)
Gemüsebrühe
30g Parmesan, gerieben
einige Butterflöckchen (ca. 30g)
etwas Sahne (ca. 30ml)
1 EL Olivenöl 
1 EL Crème fraîche
Salz, Pfeffer
1 EL Zitronensaft
je 1 TL, gehäuft: Oregano, Thymian, Rosmarin

Zubereitung:

Den Ofen auf 220° vorheizen.

500g der Zucchini (m: aus einer Keule) in sehr dünne Scheiben hobeln. Dicht an dicht dachziegelartig auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech schichten. (das sieht viel aus, *fällt* aber durch das Confieren deutlich zusammen). Salzen, pfeffern, den Oregano und die Hälfte des Knoblauchs darüber streuen und einige Butterflöckchen darauf verteilen. Sparsam mit Sahne beträufeln.

Für ca. 25min in den Ofen geben bis sich die ersten gebräunten Stellen zeigen.

Während die Zucchinischeiben im Ofen sind 250g Zucchini (befreit vom schwammigen Kerngehäuse) in ca. 0,5cm große Würfel schneiden. Die Schalotte fein würfeln. Die Schalottenwürfel im Olivenöl glasig dünsten. Kurz vor Ende den Knoblauch zufügen. Dann die kleingeschnittene Zucchini, den feingehackten Rosmarin und Thymian 2min mitbraten und ebenfalls 2min den Risottoreis. Mit einem großzügigen Schluck Weißwein (m: Rosé) ablöschen und diesen einreduzieren lassen. 

Nun auf kleiner Flamme immer kellenweise Gemüsebrühe so viel wie nötig anschütten, dabei stetig rühren, damit das Risotto nicht anhängt. So lange rühren und Gemüsebrühe anschütten bis das Risotto gar und schön schlotzig ist. Zuletzt die Crème und den Parmesan unterrühren.

Zum Servieren die Ofenzucchini nochmals grob kleiner schneiden und ebenfalls unter das Risotto ziehen. Mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft abschmecken.

ähnlich zubereitete Zucchini:


Spät-Sommerfrische

Dienstag, 8. September 2015

Wir hätten gerade noch Platz für Menschen, denen es nach einem tiefen Schluck Natur dürstet - Rabatt für Kurzentschlossene... bitte hier entlang Richtung *Sonne und Lavendel*

Basilikumologie - Nigel Slater's Pasta mit gerösteten Auberginen

Montag, 7. September 2015

Das sonnenverwöhnte, handaufgezogene Gartengemüse kann man nicht besser verarbeiten als in schlichten Rezepten, die so den Zutaten alle Aufmerksamkeit schenken. Nigel Slater ist stets eine gute Anlaufstelle, wenn es darum geht ohne jedes Schischi zu kochen.

Der Trick dieser Pasta ist, dass die Auberginen im Saft der süßen Kirschtomaten sowie in einer großzügigen Dosis Olivenöl im Ofen schmort. That's it. Das Bouquet Basilikum verleiht den Sommerschmelz. Basilikum wird ja zu den Aphrodisiaka gezählt, wußtet ihr das? Jaha, das Kraut, das auf das altgriechische Wort „basileús“. König, zurückgeht und deshalb auch Königkskraut bezeichnet wird, soll *wuschig aufreizen*. Oder so. Obacht also, wem ihr diese Pasta serviert. Nicht, dass es nachher heißt, ich hätte euch nicht gewarnt...

Dass Basilikum obendrein appetitlich macht, scheint folgerichtig. Er soll gegen  Depressionen und Stimmungsschwankungen helfen. Und dass dieses Kraut gut für die Verdauung ist, das war mir bereits bekannt. Nicht aber, dass Basilikum ein regelrechtes Medikament ist und die gleichen Enzyme hat, wie sie in entzündungshemmenden Medikamenten wie Ibuprofen enthalten sind. Basilikum wirkt antibakteriell und kann möglicherweise sogar freie Radikale abfangen. Bei einer so kräftigen Heilpflanze kann daher ein Zuviel an Verzehr auch schaden. Also wie die Karnickel drüber herzufallen sollte vermieden werden - Aphrodisiaka hin oder her.

Dass man mit diesem Nudelgericht spielen kann liegt auf der Hand: ob Basilikum auszutauschen gegen andere Kräuter,  Käse, Kapern, Oliven, Schinken, Salami, Chorizo oder oder. Ich gab meinen Auberginen und Kirschtomaten lediglich noch eine kleine Zucchini dazu. Und der Garten überreichte mir auf diese Weise eine wunderbare, schnörkellose Sommer-Pasta aus allerfrischestem Gemüse, das nie einen Kühlschrank gesehen hat...
Zutaten 2P:

Pastateig
100g Mehl (m: T45)
80g Hartweizenmehl
1 Ei
2 Eigelb
Salz
2 EL Öl
(evt. noch etwas Wasser)

1 Aubergine
1 kleine Zucchini
200g Kirschtomaten
3 Knoblauchzehen
1 Bund Basilikum 
8 EL Olivenöl
Salz, Pfeffer
1 Pr Zucker
(m: etwas Cayenne
etwas Zitronensaft)

Zubereitung:

Die Zutaten für den Pastateig zu einem homogenen, nicht zu festen, nicht zu weichen Pastateig verkneten, in Folie wickeln und im Kühlschrank 2 Stunden ruhen lassen.

Den Ofen auf 200° vorheizen. 

Die Aubergine in dünne Scheiben schneiden und auf einem Backblech (ausgekleidet mit Backpapier) nebeneinander auslegen. Die Tomaten ganz (m: halbiert) darüber verteilen sowie die Zucchini in dünnen Ringen, ebenso den feingehackten Knoblauch . Nun das Olivenöl darüber träufeln.

Etwa 25-30min im Ofen schmoren lassen.

Währenddessen die Pasta auswellen und zu Tagliatelle schneiden.

Reichlich Salzwasser zum Kochen bringen. Kurz bevor das Gemüse fertig ist, die Pasta al dente kochen. Die Pasta abschütten und direkt mit dem ofengeschmorten Gemüse mischen. Mit dem kleingeschnittenen Basilikum vermengen. Sofort servieren.

Quelle: Nigel Slater

folgenreiches Tun

Samstag, 5. September 2015

*Man kann der Gesellschaft alles aufdringen, nur nicht, was eine Folge hat
(Goethe *Wahlverwandtschaften*). 
 
Wie auf Knopfdruck reden auf einen Schlag alle über die Flüchtlingsthematik. Das mediale Interesse (Stern) könnte nicht größer sein. Und im besten Fall reagieren die Menschen in einer wachsenden, wohltuenden Welle der Solidarität. Immer wenn so eine Art Massenphänomen in Gang kommt, dann staune ich, wie gut Presse funktionieren kann. Könnte. Denn wie sich die Wege der Elenden und Gebeutelten Richtung Europa bahnen, das wissen wir nicht seit gestern (Artikel von 2013). Nach Monaten, Jahren überleben viele Flüchtlinge, mehr als zuvor, nun die gefährliche Reise bis zu unseren Grenzen (Griechenland und Italien beharrlich ignorierend). Und wir sind *überrascht*. Und nicht *vorbereitet*. Wo war unsere Aufmerksamkeit dafür all die Zeit davor?

Zumal uns allen wohl klar ist, dass die momentane Situation mehr verlangt, als im Keller nachzusehen, was man denn so übrig hat und spenden könnte (ohne solchen Aktionismus schmälern zu wollen - das ist ein guter Anfang). Diese Menschen suchen eine Existenz. Eine neue Heimat. Eine Bleibe. Hoffen auf Chancengleichheit. Und darauf, ihren Kindern eine bessere Zukunft bieten zu können. Vielleicht träumen sie von Eigentum, einem Haus, einem eigenen Auto. Auf jeden Fall wollen sie ebenfalls - wie alle, die im Kapitalismus leben - teilnehmen können am Konsum. Verständlicherweise. Soziale Gerechtigkeit als Grundpfeiler gesellschaftlichen Friedens bekommt eine gute Gelegenheit, neu aufgestellt zu werden.

Dann erst wird unsere Gesellschaft richtig gefordert sein in ihrer Fähigkeit zur Toleranz. Sind wir dem Fremden aufgeschlossen genug, dass neben uns Menschen Platz finden werden, ihre eigenen kulturellen Werte zu leben. Selbst dann, wenn sie sich von den unseren unterscheiden? Erkennen wir die Chance, unsere eigene Gesellschaft dadurch neu beleuchten zu können? Sind wir bereit, einige Themen neu zu verhandeln, von denen wir dachten, es handle sich um Selbstverständlichkeiten? Gehört der Islam nun endlich auch zu Deutschland - ohne Vorbehalte.

Ob der aktuellen Geschehnisse möchte ich mir manchmal Augen und Ohren zuhalten. Schwere Steine legen sich auf Brust und Gedanken. Kann Politik mehr ihr Versagen demonstrieren? Europa schreibt schwarze Geschichte - diese Bilder werden um die Welt gehen. Und die Strahlkraft dieser Bilder verlieren ihre Wirkung nicht. Es wird das Ansehen von uns Europäern nachhaltig verändern.

Wir können nicht weiter so tun, als ob wir unbeteiligt daran wären, dass so viele Menschen ihr zuhause verlassen müssen und ihre Lebensgrundlage verloren haben. Oder gibt es noch Illusionisten, die glauben, dass die Ausbeutung vieler Länder, die Kriege mit unserer Beteiligung (ob militärisch oder als Waffenexport) konsequenzlos blieben. Für uns.

*Das eben ist der Fluch der bösen Tat, daß sie, fortzeugend, immer Böses muß gebären* (Schiller). Der Buddhismus kennt dafür zumindest das Wort des Karma. Jedes Tun, jedes Handeln birgt eine Konsequenz. Der Bumerang fliegt nun mal zurück. Phänomenalerweise auch im Weltraum. Ich glaube, was uns gerade ebenfalls beunruhigt und Angst macht, ist die Ahnung, dass unser Bumerang nun zurückkommt.

Allerdings hätten wir - hier und jetzt - die Möglichkeit, wieder etwas gut zu machen. Und ich hoffe von ganzem Herzen, dass die momentan gezeigte Solidarität nicht zu den Eintagsfliegen zählt, sondern uns trägt in eine neue Gesellschaftsform des friedlichen Miteinanders. Und ich wünsche mir, dass wir zurückfinden zu mehr Menschlichkeit. Menschlichkeit, die mit dem Turbokapitalismus, in dem wir leben, verloren zu gehen droht. Dafür müssen wir Grundlegendes hinterfragen: unser Denken.


Wenn unsere Vorstellung von der Wirklichkeit sich ändert, ändert sich dann auch die Wirklichkeit? (Michael Ende)

So wie sie momentan ist, kann sie wohl unmöglich bleiben... 
 ... mehr Himmelsbilder wie üblich bei Katja...